Das Wort "Warum" hat in unterschiedlichen Kontexten eine unterschiedliche Wirkung.

Kleines Wort, große Wirkung

Warum ist die Banane krumm? Kinder frage gerne und viel „Warum?“ Kein Problem, im Gegenteil, es ist ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung. Doch im Berufsalltag haben Warum-Fragen oft eine überraschend andere Wirkung...

Kleines Wort, große Wirkung

Warum ist die Banane krumm? Kinder frage gerne und viel „Warum?“ Kein Problem, im Gegenteil, es ist ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung. Doch im Berufsalltag haben Warum-Fragen oft eine überraschend andere Wirkung...

Nach den klassischen „Was ist das?“ und „Was macht das?“-Fragen entdecken viele Kinder im Alter von etwa drei Jahren eine neue Lieblingsfrage:

„Warum?“

Eltern erleben dann eine wahre Flut an Warum-Fragen – von morgens bis abends. Und so anstrengend das auf Dauer sein kann, es ist zugleich eine faszinierende Entwicklungsstufe: Kinder beginnen kausal zu denken. Sie wollen verstehen, wie die Welt funktioniert. Sie forschen. Sie hinterfragen. Sie lernen.

Und was ist mit uns Erwachsenen?

Diese Warum-Frage ist nicht nur Kindern vorbehalten. Auch Erwachsene stellen sie im Arbeitsalltag oder privat. Doch Tonfall und Wirkung verändern sich. Hier ein paar typische Sätze:

  • „Warum ist die Präsentation noch nicht fertig?“
  • „Warum wurde das Budget überschritten?“
  • „Warum ist die Spülmaschine nicht ausgeräumt?“

Kennen Sie solche Fragen? Wahrscheinlich schon. Und Hand aufs Herz: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie so etwas hören?

Warum-Fragen provozieren Rechtfertigung

In vielen Fällen löst diese Frage einen ganz bestimmten Reflex aus: Rechtfertigung. Man beginnt zu erklären, zu verteidigen, innerlich Argumente zu suchen, warum etwas so und nicht anders ist. Und auch wenn die Frage gar nicht vorwurfsvoll gemeint war, sie fühlt sich oft genau so an.

Das ist kein Zufall. Warum-Fragen stellen unsere Entscheidungen, unser Verhalten (oder Nicht-Verhalten) implizit in Frage. Sie fordern Begründung. Und damit ist man schnell in einer Verteidigungsposition.

Das kann belastend sein. Vor allem in Situationen, in denen man eigentlich sachlich oder partnerschaftlich kommunizieren möchte. Das Schlimme: Oft geschieht das völlig unbewusst – auf beiden Seiten.

Kleine Frage, große Wirkung

Es lohnt sich deshalb, genauer hinzuschauen: Welche Wirkung haben meine Fragen eigentlich auf mein Gegenüber? Was löse ich aus, auch nonverbal?

Warum-Fragen können Gespräche zum Kippen bringen. Was eben noch wie ein offener Dialog klang, wird plötzlich zur unterschwelligen Machtprobe.

Wenn wir auf Augenhöhe bleiben wollen, im Team, im Gespräch mit Kolleg:innen, mit Partner:innen oder Kindern, dann lohnt sich der Blick auf unsere Sprache.

Wofür statt warum? – eine kleine sprachliche Verschiebung

Ein kleiner Perspektivwechsel kann viel bewirken. Statt zu fragen: „Warum hast du das gemacht?“ – könnten wir fragen: „Wofür hast du dich so entschieden?“

Das klingt vielleicht wie ein kleiner sprachlicher Trick – aber es ist weit mehr als das. Wofür-Fragen richten den Blick nach vorn. Sie eröffnen einen Raum für Ziele, Absichten und Werte. Sie würdigen, dass hinter einem Verhalten oft gute Gründe stehen – auch wenn das Ergebnis vielleicht nicht ideal war.

Wofür-Fragen laden zur Reflexion ein, nicht zur Verteidigung. Und das verändert die Qualität des Gesprächs erheblich.

Fazit: Sprache ist Haltung

Sprache ist nicht neutral. Sie spiegelt unsere Haltung – und sie formt Beziehungen. Wer seine Kommunikation bewusst gestaltet, schafft Vertrauen, Kooperation und Offenheit.

Probieren Sie es doch einmal aus: Ersetzen Sie ein paar Ihrer Warum-Fragen durch Wofür-Fragen. Beobachten Sie, was passiert. Und wie sich das Gespräch verändert.

Ich bin gespannt auf Ihre Erfahrungen.

Ihr Thomas Ritthaler

error: Content ist geschützt !!