Zufall oder Vorsehung?
Vor einiger Zeit war ich mit meinen beiden Neffen in der Pfalz mit dem Mountainbike unterwegs. An diesem Tag bekam ich Gelegenheit über Zufall und irgendwie auch über Dankbarkeit nachzudenken… Während einer anstrengenden Auffahrt verstaute ich meine Sonnenbrille in der Seitentasche meines Rucksackes, weil sie durch den Schweiß beschlug. Eine Sonnenbrille im Wald und bei dem niedrigen Tempo bergauf macht ja eigentlich auch wenig Sinn.
Wir genossen die unzähligen abwechslungsreichen Trails. Das Gelände forderte zumindest von mir alle Aufmerksamkeit. Enge Passagen wechselten mit Geländestufen, auch die Räder waren gefordert. Nach einer dieser Bergab-Passagen stoppten wir. Alle drei mit breitem Grinsen im Gesicht. Bis ich wieder an meine Sonnenbrille dachte und mit der Hand die Seitentasche überprüfte, in die ich sie verstaut hatte. Sie war nicht mehr da … So wie mein Grinsen. Die Brille war eine gutes nicht ganz billiges Modell, dass erst kurz zuvor von einem Optiker wieder perfekt repariert wurde. Und jetzt? Wir wollten sie suchen…

Nach kurzem Überlegen, wurde uns klar, dass ich sie nur durch einen Schlag an irgendeiner der unzähligen Geländestufe bergab verloren haben konnte. Viele dieser Passagen waren allerdings bergauf gar nicht zu befahren, also außen rum wieder alle Höhenmeter rauf und mit wachsamen 3 Augenpaaren noch einmal die gesamte Abfahrt hinab … Nichts. Eine lange Weile später standen wir wieder unten an der gleichen Stelle ohne die Brille. Zähneknirschend beschlossen wir den Verlust zu akzeptieren und an einen schönen Platz für eine Brotzeit zu fahren. Ich kannte das Gelände und schlug meinen meist schnell abfahrenden Neffen vor, dass sie doch nach etwa einem halben Kilometer an schönen Sonnenplatten halten sollen. Sie los, ich hinterher. Wenig überraschend schossen sie die Abfahrt genießend weit an der schönen Stelle vorbei und hielten erst viel weiter unten an einer Bank auf dem ein Ehepaar saß.
„Vermisst ihr zufällig eine Sonnenbrille?“ Nach der Begrüßung deren schnelle Frage … Sie hatten kurz vorher die Brille gefunden und auf einen kleinen Baum gesteckt. Nebenbei bemerkt waren bei unserer Suche so sehr mit der Strecke beschäftigt, dass wir an der Brille auf dem Bäumchen vorbei gefahren waren. Nach abermaliger Auffahrt wurden wir fündig. Zufall oder Schicksal, dass meine Neffen entgegen meiner Idee an dem schönen Platz vorbeifuhren und wir nur so das Ehepaar treffen konnten? Entscheiden Sie selbst… Ich jedenfalls freute mich sehr und war dankbar meine gute Sportsonnenbrille wieder zu haben.
Ihr Thomas Ritthaler.